Gerüst für EMP-Tests.    Dies ist weltweit die grösste Konstruktion aus verleimten Holz, ohne Verwendung eines einzigen Metallteils. Auf diesem Gerüst werden Flugzeuge elektromagnetischen Impulsen (EMP) bis zu 10 Millionen Volt ausgesetzt, um die Wirkung einer Atomexplosion auf Flugzeuge in der Luft zu simulieren. Die winzige menschliche Gestalt, unten links, gibt eine Vorstellung von den Dimensionen.
Kirtland Air Force Base, Albuquerque, New Mexico, 13. Juli 1983.

 

Dr. Gordon Soper,
Defense Nuclear Agency - Alexandria, Virginia, 5. Juni 1984

Dr. Gordon Sopers Spezialgebiet ist der bei Atomexplosionen auftretende Elektromagnetische Impuls (EMP).

   Ich bin hier im Büro von Dr. -

   Gordon Soper. Ich bin wissenschaftlicher Assistent des stellvertretenden Direktors für Wissenschaft und Technologie im Hauptquartier der Defense Nuclear Agency. Okay?

   Und Ihr Fachgebiet ist -

    Anfangs war es theoretische Physik, aber den grössten Teil meiner beruflichen Laufbahn habe ich mich mit militärischen Aspekten von Atomwaffenexplo-sionen beschäftigt, insbesondere mit den elektrischen Phänomenen, die bei allen Atomexplosionen auftreten.

   Was ist ein EMP?

    Tja, das ist eine gute Frage. Ein elektromagnetischer lmpuls tritt bei allen nuklearen Explosionen auf. EMP ist, wie ich glaube, nicht ein Phänomen, das die ganze Welt in voll ionisiertes Plasma verwandeln wird. Es ist kein neues Phänomen. Es ist kein kürzlich erst entdecktes Phänomen. Es ist etwas, das schon seit den allerersten Atomtests bedacht und studiert wird. 1962, bei unseren vier Atomtests in grosser Höhe über dem Pazifik, wurde EMP beobachtet und gemessen, und Wirkungen traten ein als Folge dieser nuklearen Explosionen in grosser Höhe.

   Waren das die, wo auf Hawaii die Lichter ausgingen?

    Das war ein Beispiel für den Effekt, und es gab noch viele andere. Alarmanlagen gingen los, allerhand Stromunterbrecher wurden kurzgeschlossen. Es gibt also nicht den geringsten Zweifel, dass bei nuklearen Explosionen elektrische Begleiterscheinungen weitab vom Ort der Detonation auftreten können. Das ist ein Grund zur Sorge, und man kann diesen sehr bedeutsamen Umstand keineswegs ignorieren. Innerhalb weniger Tage nach diesen nuklearen Explosionen machten sich Militärtheoretiker an die Arbeit, um ausgehend von elementaren Gesetzen der Physik diese Vorgänge im Detail zu klären.

   Wir glauben also, dass das Entstehen von EMPs ausreichend verstanden wird. Man weiss, wie sie sich ausbreiten; man weiss, wie sie sich an elektrische Systeme ankoppeln. Allerdings, die Art und Wirksamkeit eines EMP hängt von vielen Dingen ab.

   Im allgemeinen klassifizieren wir nukleare Explosionen nach dem Ort, wo sie stattfinden: In grosser Höhe, ausserhalb der Erdatmosphäre; innerhalb der Atmosphäre; oder, drittens, dicht an der Erdoberfläche oder direkt auf ihr. Bei jeder dieser nuklearen Explosionen wird eine andere Art von EMP erzeugt.
   Eine einzige Explosion in grosser Höhe kann die gesamte Landoder Wassermasse einem elektromagnetischen Impuls aussetzen. Stellen Sie sich vor, Sie sässen auf der Detonation - alles, was Sie unter sich sehen können, liegt im Wirkungsbereich dieser nuklearen Explosion.

   So weit das Auge reicht?

   Ringsum, von Horizont zu Horizont. Sie kommen da direkt zum Kern der Angelegenheit. Eine oder ein paar Explosionen in grosser Höhe können sämtliche militärischen Systeme innerhalb des Wirkungsbereichs gefährden. Bei einer Höhe von 95 Kilometern über Topeka wäre etwa ein Drittel der Landmasse der Vereinigten Staaten im Wirkungsbereich.
    Wenn Sie auf 320 Kilometer Höhe gehen, sind die gesamten USA im Wirkungsbereich. Wir haben also eine Klasse von nuklearen Detonationen, die sich >high-altitude nuklear detonations< nennen und wegen der Geometrie eine ziemlich einzigartige Bedrohung der Vereinigten Staaten darstellen können, und damit müssen wir uns auseinandersetzen.

   Die zweite Klasse nuklearer Detonationen, innerhalb der Atmosphäre bei etwa 19 km Höhe, produziert einen ziemlich unbedeutenden elektromagnetischen Impuls.

   Die dritte entspricht dem Test von Alamogordo, also nukleare Detonationen dicht an der Erdoberfläche. Diese sind sehr effizient im Produzieren von EMPs, aber es ist eine andere Sorte von EMP, und es ist nicht so sehr eine Frage von Geometrie sondern eine des Einzugsbereichs - d. h. diejenigen Systeme in der Umgebung einer am Boden ausgelösten Explosion, die das heil überstehen, die Hitze und die Druckwelle, können und werden in irgendeiner Form den Effekt abbekommen.

   Es können zum Beispiel Stromleitungen in der Nähe der Explosion sein. Grosse Mengen Energie können sich bei diesen Strom- oder Telefonleitungen aufkoppeln, oder auf metallene Abwasserrohre und überhaupt alles Elektrische, das eine Verbindung hat zum »Ausgangsbereich«, wie wir es nennen.

   Alles, was Strom leitet und durch den Ausgangsbereich oder zu ihm hin führt, kann gewaltige Energieströme und Stromspannungen draufbekommen, und diese können sich so über grosse Entfernungen ausbreiten. Und während sie sich ausbreiten, verzweigen sie sich in die Untergliederungen des Stromnetzes - beträchtliche Mengen Energie können also vom Ort der nuklearen Detonation über zig Kilometer transportiert werden.

   Sie könnten also zum Beispiel in einer anderen Stadt sein, wo Sie die nukleare Detonation gar nicht mehr sehen können. Ich hoffe, dass Sie, wenn Sie das aufschreiben, nicht sagen werden, dass diese Verrückten da bei der DNA an einen Atomkrieg denken. Ich will deshalb nur -

   Oh nein, nein -

   Ich will deshalb nur - ich wollte mich nur rein abstrakt dazu äussern, aber wenn ich von Bomben rede, die an der Erdoberfläche explodieren, möchte ich eindeutig klargestellt haben, das ich fest daran glaube, dass so etwas nicht geschehen wird.
    Sondern wir sprechen von den physikalischen Vorgängen, die bei nuklearen Detonationen auftreten, und gebe Gott, dass sie nie passieren werden . . . Okay?

   In Ordnung.

   Wenn das klar ist, werde ich jetzt fortfahren . . .
Auf jeden Fall, bei so einer nuklearen Detonation am Boden wird nicht das grosse Gebiet erfasst wie bei einer Detonation in grosser Höhe, aber es können beachtliche Ströme und Spannungen über grosse Entfernungen geleitet werden.
   Und wenn man sich nicht vorsieht, können diese Energien in geschützte elektrische Systeme eindringen und Schaden anrichten. Und wenn diese Energien schliesslich vordringen zu den sensiblen Teilen, wo die elektrischen Funktionen sich abspielen, braucht es gar nicht viel von dieser Energie, um den Stromkreis entweder kurzfristig oder permanent zu unterbrechen
   - wir nennen das »Durchschmoren«, und das ist ein katastrophaler Schaden, wenn ein EMP den Schaltkreis durchschmort, durchknallen lässt und unterbricht, so dass es nach Rauch riecht. Wir sagen manchmal:
   »Er raucht es.«

   Damit haben Sie also, kurz gefasst die verschiedenen Arten von EMP.

Ich hoffe, es ist Ihnen klar geworden, dass da nicht ein gewaltiger elektrischer Blitz aus dem Himmel herunterzischt und alles in voll ionisiertes Plasma verwandelt.
    Ein EMP ist sehr subtil, und er ist äusserst beunruhigend, weil seine Wirkung sich auf ein grosses Gebiet erstrecken kann, und weil wir in der Atmosphäre keine Atomtests mehr durchführen, können wir diese Systeme nur noch so testen, dass wir so genannte EMP-Simulatoren bauen und unsere Systeme mit Hilfe einer Vorrichtung testen, die elekromagnetische Phänomene nachmacht oder simuliert.

   Und das ist das »Gerüst«?

   Das Gerüst ist ein Beispiel für einen EMP-Simulator. Es ist, genau gesagt, der grösste EMP-Simulator, den wir zur Zeit in diesem Land haben.

 
<