Theodore B. Taylor.    
Damascus, Maryland, 13. Oktober 1986.

Ted Taylor ist der Mann, der das nukleare Arsenal der USA miniaturisiert hat. Miniaturisierung führte zu einer ganz neuen Generation von Waffensystemen. Die Erfahrungen, die er im Dienst des Verteidigungsministeriums machte, waren für ihn entmutigend und alarmierend.

    »Die eigentlich treibende Kraft im atomaren Wettrüsten sind die Waffenkonstrukteure, die neue Konzepte entwickeln. Alles fängt an mit dem teuflisch kreativen Akt, sich etwas auszudenken, das ein ungeheures Zerstörungspotential hat. Dann gehen sie zu Franklin Roosevelt oder Harry Truman oder Ronald Reagan und sagen:

»Hier haben wir was. Wollen Sie es?«

Die Antwort ist unweigerlich: »Und ob wir es wollen!«

 

Theodore B. Taylor -
Damascus, Maryland, 13. Oktober 1986

   Ich will mit der Entwicklung neuer Waffen nichts mehr zu tun haben, und das ist mein eiserner Standpunkt seit 1966.

   Was geschah 1966?

   Ich arbeitete damals seit annähernd zwei Jahren im Pentagon. Das war mitten in einer Entwicklung, wo die Situation in Vietnam anfing, sehr übel zu werden. Atomwaffenkonstrukteure wie ich hatten sich immer damit herausgeredet, wir würden Krieg unmöglich machen. Doch Korea und Vietnam zeigten, dass es offensichtlich nicht so war.
    Hinzu kam, das mich beim Kongress der Mangel an Verständnis, was nukleare Waffen und Strategie anging, ausserordentlich alarmierte. Ich war dabei, als dem Kongress von der höchsten Ebene im Verteidigungsministerium gesagt wurde, wir hätten kein Problem, unsere Abschreckungsmittel auch tatsächlich einzusetzen. Dabei hatten wir ein sehr schweres Problem. Ich war der letzte Zeuge bei diesen Hearings und liess sozusagen die Katze aus dem Sack. Es war gewissermassen der Schlussstein in dem ganzen Gebäude, der neuen Form, in der ich Nuklearwaffen angelangt sah. Ich sagte damals:
    »Es ist schlimm, es ist verkehrt, es ist unmoralisch, es ist Teufelswerk, und wir müssen davon wegkommen.«

   »Teufelswerk« ist ein starkes Wort. War es nur eine Redewendung, oder haben Sie es wirklich so empfunden?

   Ich bin im Grunde ein religiöser Mensch, und ich habe das Empfinden, dass es übernatürliche Kräfte gibt, die eindeutig böse sind. Ich kann sie nicht benennen, aber manchmal geschehen Dinge, Menschen tun etwas - auch ich habe solche Dinge getan - die ich als das Werk eines bösen Geistes bezeichnen würde, der vorübergehend Macht über uns erlangt hat. Ich meine, das zeigt sich in vielen Formen von Sucht, besonders in psychologischer Abhängigkeit. Im letzten Jahr oder so habe ich mich als Süchtigen bezeichnet, was Nuklearwaffen angeht. Damit befasst und auf Tuchfühlung zu sein, daran zu arbeiten, das führt zu einem veränderten Bewusstsein. Ich bin überzeugt, die eigentlich treibende Kraft im atomaren Wettrüsten sind die Waffenkonstrukteure, die neue Konzepte entwickeln. Alles fängt an mit dem teuflisch kreativen Akt, sich etwas auszudenken, das ein ungeheueres Zerstörungspotential hat. Dann gehen sie zu Franklin Roosevelt oder Harry Truman oder Ronald Reagan und sagen: »Hier haben wir was. Wollen Sie es?« Die Antwort ist unweigerlich: »Und ob wir es wollen!«

   Wenn Sie kreativ an Waffenkonzepten und Atomexplosionen arbeiten, kommt Ihnen da so ein Gefühl, dass Sie Gott spielen und die Struktur der Materie in neuer Weise verändern?

   Ich erinnere mich nicht, dass ich je das Gefühl hatte, die Naturkräfte zu manipulieren. Es ging hier nicht um ein tieferes Verständnis der Naturgesetze, sondern um Maschinenbau: Was ist auf der Basis der Naturgesetze an extremen Dingen möglich? Ich war immer auf der Suche nach Extremen. Mich interessierte die kleinste denkbare Nuklearwaffe, die grösste, die leichteste, die grösste Druckwirkung, die man erzielen kann, die höchsten Temperaturen. Man ist also auf die eine oder andere Art auf Rekorde aus. Und die Arbeit an Nuklearwaffen kann einem das Gefühl geben, dass man persönliche Macht über Ereignisse hat - zum Beispiel, das Wesen der taktischen Kriegführung zu verändern, indem man kleinere, leichtere Sprengsätze entwickelt, die sich mit einer Haubitze verschiessen lassen, oder was auch immer.

   Kann man sagen, dass die Miniaturisierung von Ihnen angeregt wurde?

   Nicht ganz. Als ich nach Los Alamos kam, hat dort eine Gruppe untersucht, ob man Atomwaffen konstruieren kann, die nur noch etwa den halben Durchmesser der Nagasaki-Bombe haben. Ich sollte herausfinden, was man besser machen könnte. Mein Beitrag war, dass ich die Frage stellte: Warum nur der halbe Durchmesser? Was wäre die kleinste Atomwaffe, die man prinzipiell bauen kann? Die Antwort auf diese Frage führte uns dann zu ganz anderen Ergebnissen. Ich suchte immer Antworten auf die Fragen: Kann man nicht noch weiter gehen? Wo ist die Grenze?

   Dies ist vielleicht eine gute Stelle für einige grundsätzliche Fragen, nämlich nach der Hitze, dem Druck und den Geschwindigkeiten im Inneren einer explodierenden Kernwaffe. Mein Eindruck ist seit jeher, dass das, was da geschieht, nirgendwo sonst auf der Erde geschieht.

   Nun, es geschieht mit Sicherheit nirgendwo sonst auf der Erde, und wahrscheinlich geschieht es in dieser Form auch nirgendwo im Universum. Es ereignen sich im Universum Dinge, die viel eindrucksvoller sind als Atomexplosionen, aber diese spezielle Ereigniskette, das blitzschnelle Verdichten zur kritischen Masse, das eine Kettenreaktion auslöst - das dürfte ein rein menschliches Artefakt sein. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass man sonst wo ein derart kritisches Material vorfinden wird in Kombination mit etwas, das es zur Reaktion bringt, wie das ein hochexplosiver Sprengstoff tut. Eine Atomexplosion ist also etwas so eindeutig von Menschen Erzeugtes, dass es in dieser Form wohl nirgendwo da draussen vorkommen wird.

   Und was tut sich nun im Kern dieses einzigartigen Ereignisses?

   Im Inneren eines explodierenden Atomsprengkopfs herrscht ein Druck von mehr als tausend Millionen - einer Milliarde - Atmosphären.

   Eine Milliarde?

   Eine Milliarde Atmosphären. Fünfzehn Milliarden Pounds pro Square Inch, oder noch mehr. Und Temperaturen von 100 Millionen Grad Celsius. Geschwindigkeiten bis zu 10`' Zentimeter pro Sekunde - also 10 000 km/sek. Das ist das Tausendfache der Geschwindigkeit, die zur Überwindung der Erdanziehungskraft nötig ist.

   Was genau bewegt sich mit solcher Geschwindigkeit?

   Material. Wenn die Explosion voll einsetzt und sich auszubreiten beginnt und alles auseinanderfliegt, bewegt sich das äussere Material in der Regel mit 200, 300, 400 km/sek. An der Aussenseite befindet sich immer ein Reflektor, und dessen Material wird von dem sich ausbreitenden Kern auf das Hundertfache der normalen Dichte von Uranmetall zusammengepresst - 2000 Gramm pro Kubikzentimeter. In manchen thermonuklearen Waffen sind im Zentrum so viele Neutronen, dass allein die Neutronendichte grösser ist als die Dichte von Molekülen im Wasser. Neutronen werden also gewissermassen festes Material, eine neue Art von Materie. Neutronensterne sind im wesentlichen dasselbe im Grossen. Die Zahlenwerte sind buchstäblich astronomisch und gehen weit über jede normale Erfahrung hinaus. Wenn Sie also an der Wandtafel spektakuläre Dinge entwerfen, die sogar darüber noch hinausgehen, dann wird es sehr aufregend.

   Ich spreche aber nicht nur von Zahlen auf einer Tafel. Ist da nicht so ein Gefühl, dass man eigenhändig die Urmaterie neu erschaffen hat?

   Es ging nicht darum, die Naturgesetze auszuloten. Es ging um technische Spielereien. So nannte man diese Dinge zu Anfang. Es war technisch raffiniertes Spielzeug, und damit spielte man herum. Und dieses Gefühl verstärkte sich bei mir, als ich in Nevada zu meinen ersten Atomtests ging. Ich sah nur fünf Explosionen, alle im gleichen Zeitraum.

   Es gibt ein Gerücht, dass Sie mal eine zum Anzünden einer Zigarette benutzt haben.

   Das stimmt.

   Wie kam das?

   Nun ja, wir standen herum und warteten, weil der Test sich verzögerte. Neben dem Kontrollraum sah ich auf einem Haufen Schrott einen kleinen parabolischen Reflektor liegen. Er hatte hinten ein kleines Loch. Weiss Gott, wozu. Ich schaute ihn an und dachte:
    >Ob ich damit genug Licht von der Explosion einfangen kann, um eine Zigarette anzuzünden?<
    Ich hielt ihn gegen die Sonne, um den Brennpunkt zu bestimmen, dann befestigte ich mit etwas Draht eine Pall Mall darin, direkt am Brennpunkt. Ich stellte den Reflektor auf einen Stein, legte mich flach auf den Boden und richtete ihn auf den Turm aus. Dann kam der Countdown. Ich schaute nach unten, und da war dieses kleine glühende Loch, etwa einen halben Zentimeter von der Spitze der Zigarette. Ich nahm die Zigarette heraus und zog daran. Sie war angegangen.

   War es eine normale Pall Mall oder eine king-size?

   Damals waren sie alle king-size. Heute wäre es eine normale.

   Wie war das, auf dem Testgelände zu sein und diese Tests vorzubereiten?

   Ich werde nie dieses Gefühl von Unwirklichkeit vergessen - all diese verhältnismässig jungen Leute mit Baseballmützen und kurzen Hosen, die diese gewaltigen Bomben zündeten. Wie eine Bande von kleinen Jungs, die mit Feuerwerk spielen. Es war alles ein Heidenspass. Wenn Emotionen geweckt wurden, dann aus Rivalität. Jeder aus Los Alamos genoss es, wenn die aus Livermore einen Blindgänger hatten. Der einzige Livermore-Test, den ich sah, haute nicht einmal den Turm um, und wir hätten fast ein Freudenfest gefeiert. Wir kämpften nicht gegen die Russen, wir kämpften gegen Livermore.

   Ted, wenn ich an die von Ihnen entwickelten Mini-Atombomben wie die Davy Crockett denke - da kommt mir die ganze Star- Wars-Debatte ziemlich einfältig vor. Ich finde es merkwürdig, dass Star Wars überhaupt nicht dieses andere Ende des Spektrums im atomaren Wettrüsten berücksichtigt - die nukleare Minibombe, die man im Tornister einschmuggeln kann.

   Da haben Sie völlig recht. Star Wars und was daraus werden kann, das hat nichts mit Raketenabwehr zu tun. Es geht in Wirklichkeit um eine neue Art von Offensivwaffen, eine dritte Generation von Atomwaffen, und die Welt wird damit zu einem noch viel gefährlicheren Ort, als sie es jetzt schon ist.

   Was meinen Sie mit Atomwaffen der dritten Generation?

   Man versteht das besser, wenn wir erst einmal definieren, was Waffen der ersten und zweiten Generation sind. Die erste Generation war die Art von Kernwaffe, wie sie gegen Hiroshima und Nagasaki eingesetzt wurde. Daraus bestand zum grössten Teil das amerikanische Arsenal, bis die zweite Generation kam, nämlich die Wasserstoffbomben oder thermonuklearen Sprengköpfe. In beiden Fällen war die Absicht, aus einem bestimmten Gewicht eine möglichst hohe Sprengkraft zu bekommen. Es wurde nicht versucht, irgendwelche der Dutzende von Energiearten, die es bei der Explosion einer Atomwaffe gibt, zu erhöhen oder zu vermindern. Das ist nun das Merkmal der Waffen der dritten Generation. Sie sind eine viel grössere Klasse von Waffen als die Atomund Wasserstoffbomben. Absicht bei den Waffen der dritten Generation ist es, bestimmte Arten von Energie, die bei Atomexplosionen freiwerden, zu verstärken und in eine Richtung zu konzentrieren, statt sie in alle Richtungen verpuffen zu lassen. Der Übergang von den Waffen der zweiten Generation zu denen der dritten lässt sich vergleichen mit dem Übergang vom Schiesspulver zum Gewehr.

   Was war das erste Beispiel für eine solche Richtungskonzentration einer atomaren Ladung?

   Das Konzept wurde ziemlich vollständig schon im Zusammenhang mit dem Projekt Orion entwickelt, bei dem man den Plan verfolgte, Atomladungen als Antrieb von Raumschiffen einzusetzen. Die Schubkraft der Explosion sollte auf das Raumschiff übertragen werden und nicht in alle Richtungen verloren gehen. Bei Orion stellte sich das Problem, Neutronen und Gamma- und Röntgenstrahlen zu unterdrücken und den Schub des auseinanderfliegenden Materials auf das Raumschiff zu konzentrieren, so dass dieses davon angetrieben wurde.

   Dazu mussten Sie also die dynamischen Vorgänge bei einer Explosion verstehen lernen und die verschiedenen Wirkungen separieren ...

   Ganz recht. Und dabei kamen einige darauf, dass man auch noch andere Dinge tun kann, z. B. Waffen entwickeln, die Ziele im Weltraum zerstören. Ich will damit nicht sagen, dass das Projekt Orion der Ursprung der dritten Generation von Waffen war. Aber einige der Konzepte, an denen jetzt gearbeitet wird, stammen aus jenem Projekt.

   Ist die Neutronenbombe eine Nuklearwaffe der dritten Generation?

   Ja, aber sie wurde völlig unabhängig von Orion entwickelt. Sie soll mehr Neutronen produzieren als eine normale Kern- oder Wasserstoffbombe. Und eine weitere Nuklearwaffe der dritten Generation ist der Röntgenlaser, der die Röntgenstrahlen-Energie einer Atomexplosion verstärkt und bündelt.

   Arbeiten sie auch an einer EMP-Bombe?

   Ich glaube, ja. Ich weiss keine Einzelheiten, aber es ist richtig, dass bei sorgfältiger Konstruktion viel mehr Energie aus einer Atomexplosion in elektromagnetische, Radio- und Radarwellen umgewandelt werden kann, die noch in grosser Entfernung erheblichen Schaden anrichten können. Und es wird noch an einigen weiteren Konzepten gearbeitet, von denen die meisten angeblich für einen Einsatz im Weltraum bestimmt sind. Kleine Hochgeschwindigkeits-Projektile sind eine Möglichkeit, Mikrowellen sind eine andere. Besonders alarmierend finde ich Mikrowellen, weil sie die Atmosphäre glatt durchdringen. Hochgeschwindigkeits-Projektile können das nicht. Schon eine geringe Luftdichte bremst sie ab. Sie ergeben nur einen Sinn im Weltraum.

   Nukleare Detonationen, die Projektile durch den Weltraum schiessen?

Im Weltraum fliegen Projektile, bis sie etwas treffen. Ein Teil dieser Arbeit dient dazu, herauszufinden, welche nuklearen Abwehrmassnahmen gegen Star Wars möglich sind. Wenn es nämlich Abwehrmassnahmen gibt, die richtungskonzentrierte Nuklearwaffen im Weltraum verwenden, dann müssten Star-Wars Komponenten dagegen geschützt werden.

   Um sich also gegen die Möglichkeit von Sprengköpfen der dritten Generation zu schützen, entwickeln sie genau diese Sprengköpfe?

   Ja, und sobald sie entwickelt sind, wird das Star-Wars-Verteidigungssystem sie zum eigenen Schutz einsetzen.

   Hört sich grässlich an. Ist das nicht das, was Gorbatschow meinte, als er darauf beharrte , wir sollten die Forschung und Entwicklung von Star Wars aussetzen, weil das zu allerhand Entwicklungen führen könnte, die nicht im lnteresse des Weltfriedens sind?

   Das ist richtig. Meine Sorge ist: Egal, zu welchem Zweck Nuklearwaffen der dritten Generation erprobt werden, defensiv oder nicht, man wird ihre offensiven Möglichkeiten sehen, und auch wenn sie keinen Sinn ergeben, wird man sie trotzdem entwickeln. Neue Arten von Nuklearwaffen müssen nicht unbedingt vernünftig sein, damit man sie auch tatsächlich baut. Und der beste Beweis dafür ist der Irrsinn, dass wir da draussen sechzig- oder siebzigtausend Atomwaffen haben, die keinen Sinn ergeben, entsetzlich gefährlich sind und die ganze Erde vernichten könnten. Aber da sind sie trotzdem.

   Einen Vorteil wenigstens hat Star Wars: Es macht deutlich, dass die Welt der militärischen Aktivität in bezug auf diese Waffen eine reine Phantasiewelt ist, und noch dazu eine ausgesprochen kindliche - ohne Bezug zum eigentlichen Wesen dessen, worum es bei Star Wars geht - und damit meine ich den Faktor von 10 Millionen.

   Was bedeutet dieser Faktor von 10 Millionen?

   Nun, von einer Atomexplosion bekommen Sie 10 Millionen mal mehr Energie als von einer Explosion von chemischem Sprengstoff. Und das hat den Waffenkonstrukteuren unbegrenzte Konzepte eingegeben, wie man die Situation defensiv wie offensiv bewältigen kann. Manchmal kann ich Leute gut verstehen, die sagen, man sollte alle Wissenschaftler der Welt an die Wand stellen.

   Wären Sie dann nicht einer der ersten die dran glauben müssen?

   Ich meine nur, dass ich diese Einstellung gegenüber Wissenschaftlern verstehe, die in Wirklichkeit keine Wissenschaftler, sondern Waffenproduzenten sind. Ich glaube, es war nicht grundsätzlich falsch, die Arbeit in Los Alamos als wissenschaftliche Arbeit zu bezeichnen. Aber es geht dabei nicht um die objektive Suche nach einer Wahrheit, nämlich wie die Naturkräfte wirken. Wir wollten etwas erzeugen. Und das, was wir erzeugen wollten, erwies sich dann als etwas, das darauf angelegt war, möglichst viele Menschen zu töten.

   Man sucht also in Wahrheit danach, wie eine Bombe funktioniert.

    Dagegen die Suche nach den wahren Implikationen, welche die Existenz der Bombe aufwirft, das ist eine ganz andere Sache.

   Was für einen Eindruck haben Sie von der Richtung, in die wir heute gehen?

   Ich glaube, wenn wir diese Richtung beibehalten, wird die Zukunft total unattraktiv. Die Triebkraft der Ereignisse seit 1939, in die Zukunft verlängert im Sinne eines business-as-usual, wird zu einer Welt ohne Überraschungen führen, und das ist das Ende der Welt. Ich meine, es liegt an uns allen, gemeinsam diesen Kurs zu ändern. Aus Gründen, die mir nicht klar sind, ist es inzwischen für uns alle auf dieser Welt soweit gekommen, dass wir denen das Heft aus der Hand nehmen müssen.
    Nicht durch Drohungen, sondern indem wir tun, wozu wir uns wirklich gedrängt fühlen. Es ist Zeit für Leidenschaft. Leidenschaft ist nötig zur Abkehr von diesem leichtsinnigen Kurs, der nur in den Tod führen kann. Ich denke, das Signal dafür, dass wir von dieser Schnellstrasse runter müssen, ist das Bedürfnis der Menschen, wieder ein gutes Gefühl und Vertrauen zueinander haben zu können.
    Wir müssen uns einige Dinge vornehmen, die wir gemeinsam tun können und bei denen wir aufeinander angewiesen sind. Nehmen wir einen winzigen Teil unserer Militärausgaben und stecken ihn morgen in ein Projekt, um herauszufinden, wie man das von Pestiziden verunreinigte Grundwasser in der Sowjetunion und Amerika wieder sauber kriegt. Das ist der Weg, den man einschlagen müsste.
    Ich wünschte nur, wir würden damit anfangen.

 

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