Dr. Thomas Mancuso.    
Pittisburgh, 16. August 1982
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1965 erhielt Dr. Mancuso von der amerikanischen Regierung den Auftrag, in einer Langzeitstudie die Strahlenbelastung von mehr als 225 000 Beschäftigten in der amerikanischen Atomwaffenindustrie zu untersuchen. Nach fünfzehn Jahren kam Mancuso zu dem Ergebnis, dass das absorbieren von "niedriger" Strahlung das Krebsrisiko der Arbeiter deutlich erhöhte, und das die von der Industrie als unbedenklich erachteten Strahlengrenzwerte mindestens um das zehnfache zu hoch angesetzt waren. Als Mancuso seine Ergebnisse veröffentlichte, strich ihm die Regierung das Geld, kündigte seinen Vertrag und nahm seine Unterlagen unter Verschluss.

   "Ich meine, Strahlung ist das wichtigste Thema auf der Welt und wird es leider auch ewig bleiben; aber das Entscheidende ist, dass man sie ohne erhebliche Geldmittel von unabhängigen Institutionen nicht untersuchen kann".

 

   Ich bin Arzt und habe eine Forschungsprofessur an der Graduate School of Public Health der Universität Pittsburgh. Ich bin hier seit 1962. Davor habe ich im Gesundheitsdienst von Ohio siebzehn Jahre die Abteilung für Arbeitsmedizin geleitet. In erster Linie habe ich berufsbedingte Krebserkrankungen untersucht. Ich habe epidemiologische Langzeitstudien konzipiert und durchgeführt, um in einer Vielzahl von Industriezweigen die Krebsgefahr zu untersuchen, die von Substanzen wic Chromat, Gummi, Asbest, Beryllium und Benzidin sowie von ionisierender Strahlung ausgeht.

   Ehe wir in die Einzelheiten gehen, möchte ich Sie gerne fragen, was unter Epidemiologie zu verstehen ist.

    Nun, Epidemiologie bezeichnet die Untersuchungsmethoden bei der Ermittlung von Krankheitsursachen in einer Bevölkerungsgruppe.

   Wann haben Sie damit begonnen, die Folgen von Strahlung zu untersuchen?

   Anfang 1964 hat mich die Abteilung Biologie und Medizin der Atomenergiekommission (AEC) um eine Studie gebeten, die klären sollte, ob die Möglichkeit besteht, eine landesweite Untersuchung der Strahlenbelastung von Beschäftigten in sämtlichen Anlagen der AEC durchzuführen. Ich prüfte die Situation in vierzehn AEC-Anlagen und kam zu dem Ergebnis, dass es möglich war, die erforderlichen Unterlagen zusammenzustellen, um zu einer Korrelation zwischen Sterblichkeitsrate und Strahlenbelastung der AEC-Beschäftigten zu gelangen. Den entsprechenden Forschungsauftrag bekam ich dann an der Universität Pittsburgh.

   Wenn Sie sagen - Beschärtigte in den Anlagen der AEC - sind damit die Bombenfabriken gemeint?

   Ja.

    Auf welche Anlagen erstreckte sich Ihre Untersuchung?

Es wäre darum gegangen, sämtliche Anlagen der AEC zu untersuchen, aber die Geldmittel waren begrenzt. Ich begann mit den wichtigsten - Hanford, Oak Ridge, Los Alamos - und sammelte auch Strahlenbelastungsdaten von Beschäftigten in den Labors von Argonne, National Lead und Mound.

   Haben Sie die Reactive Metals, lncorporated, in Ashtabula einbezogen?

   Ja.

   Die Savannah-River-Anlage?

   Ja.

   Auch die Pantex Nuclear Weapons Final Assambly Plant?

   Ja.

   Pinellas?

   Ja.

   Livermore?

   Ja.

   Portsmouth? Bendix? Rocky Flats?

   Ja. Ich besorgte mir die Personalakten und begann mit der Untersuchung, aber ich kam nur bis zu einem gewissen Punkt Der Staat wollte nur bestimmte Dinge finanzieren.

   Wieviele Menschen erfasste lhre Untersuchung?

   Insgesamt müssen es 225 000 bis 250 000 gewesen sein. Die Gesamtzahl der Beschäftigten in den Anlagen der AEC lag bei mehr als 300 000. Aber als kein Geld mehr kam, musste ich mich bei der abschliessenden Analyse und Bewertung auf eine Anlage konzentrieren. Hanford war die einzige, bei der wir schon weit genug vorangekommen waren. Auf sie bezog sich also unsere Analyse.

   Ich weiss dass Sie arbeitsmedizinische Untersuchungen in zahlreichen Industriezweigen durchgeführt haben- aber hatten sie sich zu dem Zeitpunkt auch schon mit Strahlung befasst?

   Nein, nie. Ich glaube, sie wollten jemanden, für den das Gebiet neu war. Zu mir kamen sie vor allem aus zwei Gründen: Erstens hatte ich Erfahrung beim Ausarbeiten von epidemiologischen Studien; zweitens hatte ich bei Langzeitstudien von Industriearbeitern als erster die Unterlagen der Sozialversicherung herangezogen, was für die epidemiologische Methodologie einen Durchbruch bedeutete. Das Grundproblem bei der Untersuchung von Strahlenbelastung ist nämlich, dass die Folgen erst nach zwanzig oder dreissig Jahren auftreten können.
    Wenn ein Betroffener in den Ruhestand tritt, weiss niemand, was weiter aus ihm wird; er kann krank werden und in einem anderen Bundesstaat sterben, und niemand könnte die Beziehung herstellen zu der einstigen Strahlenbelastung, durch die das Leiden ausgelöst wurde. Der Rückgriff auf das Sozialversicherungssystem war die einzige Möglichkeit, den Lebensweg dieser Menschen über Jahrzehnte zu verfolgen. Die Methode wird seither von Wissenschaftlern und staatlichen Stellen im ganzen Land benutzt.

   An dem Auftrag zur Untersuchung der Strahlenbelastung war ungewöhnlich, dass die Arbeiter, die ich zu studieren hatte, nicht krank waren. Mit Kranken haben sich schon Studien von anderen Forschern befasst, doch dies war eine Langzeitstudie, deren Gegenstand gesunde Arbeiter waren, die nach sehr strikten medizinischen Gesichtspunkten eingestellt worden waren und eine erstklassige medizinische Versorgung genossen.
    Hinzu kam noch eine weitere Komponente: Sie trugen während ihrer gesamten Betriebszugehörigkeit ein Strahlendosimeter, so dass wir die genaue Strahlenbelastung jedes einzelnen kannten. Es war die erste Studie mit derartigen Voraussetzungen - Arbeiter, die einheitlich mit Dosimetern ausgerüstet waren und deren Strahlenbelastung ständig gemessen wurde, während ihrer ganzen Beschäftigung; und die über einen Zeitraum von fünfundzwanzig oder dreissig Jahren oder länger beobachtet wurden, damit man im Falle ihres Todes die Todesursache ermitteln konnte und ebenso Abweichungen der Todesursachen, und zwar durch interne Kontrolle und nicht im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung.
Nicht nur das, sondern unsere Studie unterschied sich auch darin, dass die Arbeiter über Jahre hin weg sehr niedriger Strahlung ausgesetzt waren.

   Was ist unter »interner Kontrolle« zu verstehen?

   Bei einer epidemiologischen Analyse wie dieser vergleicht man die Untersuchten gewöhnlich mit einer Kontrollgruppe aus der allgemeinen Bevölkerung. Was zu falschen Schlüssen führen kann. Wir dagegen verglichen die Arbeiter, die Krebs bekamen, mit den Arbeitern aus der untersuchten Beschäftigtengruppe, die keinen Krebs hatten. In der allgemeinen Bevölkerung hat man nämlich alle kranken, arbeitsunfähigen und in stationärer Behandlung befindlichen Personen mit dabei, während in der Arbeiterschaft mit ihrem besseren Gesundheitszustand die Sterblichkeitsrate 25 bis 35% niedriger ist als in der Gesamtbevölkerung.

   Das bedeutet also, dass die Industriearbeiter ein ernstes Gesundheitsproblem haben können, obwohl bei ihnen die Sterblichkeitsrate niedriger ist als bei der allgemeinen Bevölkerung?

   Eben! Genau so ist es. Und darum ist eine interne Kontrolle auch die beste. Also haben wir es so gemacht Ein Vergleich von Beschäftigten in derselben Anlage gilt als der beste und zuverlässigste Test bei der Bestimmung der Ursachen von gesundheitlichen Schäden.

Dr. Thomas Manusco

 

   Können Sie kurz den Umfang der Hanford-Studie schildern und ihren Stellenwert in bezug auf die grössere Untersuchung?

   Unsere generelle Untersuchung von Beschäftigten in allen AEC-Anlagen war weltweit die grösste ihrer Art. Die erweiterte Studie, wie wir sie empfohlen hatten, hätte am Ende mehr als 300 000 Beschäftigte erfasst
   Wir konzentrierten uns zunächst auf die beiden ältesten und grössten AEC-Anlagen - Hanford und Oak Ridge. In der Hanford-Studie wurden die Daten von 35 000 Beschäftigten ausgewertet. In Oak Ridge standen wir kurz vor Beginn der Auswertung - da ging es um weitere 112 000 bis 115 000 Beschäftigte.
   Aber das war dann nicht mehr möglich. Unser Forschungsauftrag wurde gestoppt. Von den in der Hanford-Studie untersuchten Personen war jeder bei seiner Einstellung ein normal gesundes Individuum. Jeder bekam ein Strahlendosimeter und wurde einheitlich überwacht.
   Dies war die erste gesunde Personengruppe, die jemals in dieser Weise auf niedrige Strahlenbelastung kontrolliert wurde, vom ersten Arbeitstag an, und deren weiterer Lebensweg über Jahrzehnte verfolgt wurde.

     Das unterschied unsere Studie sehr deutlich von der Hiroshima/Nagasaki-Studie -- dort geht es um Schätzwerte, die aus hohen Werten extrapoliert werden, um eine Rekonstruktion, die im übrigen erst fünf Jahre nach Abwurf der beiden Atombomben begann.
   Ich meine, bei der Festsetzung von Strahlengrenzwerten sollte man ausgehen von den Hanford-Daten eines normal gesunden Personenkreises mit einer bekannten und für alle gleichen Belastung durch Niedrigstrahlung über einen Zeitraum von vielen Jahren; anstatt abwärts zu extrapolieren von einer einmaligen, extrem hohen Dosis, der die Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki ausgesetzt waren.

   Als ich mit der generellen Untersuchung von Beschäftigten in der Atomindustrie begann, stellte ich fest, dass man nur ihre jeweils aktuellen Daten aufbewahrte und die zurückliegenden systematisch vernichtete.    Man erklärte mir, dies geschehe aus Platzgründen.
   Ich sagte ihnen, das sei falsch, und sie müssten chronologisch alles aufbewahren. Ich erreichte, dass sie das abstellten. Es erforderte enorme Summen und jahrelange Arbeit, bis wir anhand der Rohdaten in den verschiedenen AEC-Anlagen Millionen von Einzeldaten und Informationen rekonstruiert und aufbereitet hatten.

   Als wir damit fertig waren, hatten wir ein elektronisches Datenverarbeitungssystem mit einheitlichen Informationen, die für ,jeden Beschäftigten einer jeden Anlage bis zum Tag seiner Einstellung zurückreichten. Damit war es nun möglich, für Gruppen von Arbeitern in Sekundenschnelle die komplette Chronologie ihrer Tätigkeiten und ihrer Strahlenbelastung zusammen mit allen dazugehörigen Daten abzurufen, während es zuvor sechs Monate gedauert hatte, die Daten eines einzigen zu rekonstruieren.

   Und wie sah das aus, als Sie sich die Hanford Belegschaft vornahmen?

   Ich will es mal so ausdrücken: Wollte man das ideale Experiment entwickeln, um die Wirkung von Nicdrigstrahlung auf Menschen zu ergründen, dann würde man es so machen. Ich will Menschen nicht mit Tieren gleichsetzen, aber wenn Sie es in Analogie zu vergleichbaren Tierexperimenten sehen, werden Sie verstehen, was ich meine.

   Man fängt mit Gesunden an, die sorgfältig ausgewählt sind, und man weiss, dass sie keine medizinischen Probleme haben. Man versetzt sie in ein geschlossenes Environment, wo sie einem bestimmten Agens ausgesetzt sind in diesem Fall Strahlung - und man überwacht ihre Gesundheit und die Strahlendosis und verfolgt dann ihren weiteren Lebensweg.
   Im Falle des Hanford-Arbeiters sieht es so aus, dass seine Strahlenbelastung täglich gemessen wird, so dass man genau weiss, wieviel er absorbiert hat. Er gehört zu einer normal gesunden Belegschaft, man kennt sein Alter und seinen Gesundheitszustand, man weiss genau, wann er eingestellt wurde und wie oft er Strahlung ausgesetzt war, man kennt die Art und Stärke der Strahlung, und man weiss, welche Tätigkeiten er ausgeführt hat.
   Das verfolgt man nun über Jahrzehnte hinweg. Niemand hatte das je bei Arbeitern in der Atomindustrie getan, weder bei den noch aktiven, noch bei den ehemaligen Beschäftigten. Niemand hatte je die Möglichkeit dazu.

   Wie lange haben Sie an der Hanford Studie gearbeitet?

   Ich brauchte rund vierzehn Jahre, um das Datensystem aufzubauen, unter Einbeziehung von Totenscheinen sowie den notwendigen Informationen der Sozialversicherung. Ich wusste, dass ich die lange Latenzperiode von Krebserkrankungen berücksichtigen musste. Man hat allerhand Druck auf mich ausgeübt, Zwischenergebnisse zu veröffentlichen. Aber dazu war ich nicht bereit.

   Und was haben Sie nach vierzehn Jahren festgestellt?

   Nun, es ergab sich, dass Niedrigstrahlung in der Tat zu Krebs führt. Das war ganz eindeutig. Und dass das Krebsrisiko zehn- bis zwanzigmal grösser ist, als man angenommen hatte. Das ist der Kern unserer Feststellung. Und das hat für Aufregung gesorgt.

   Es bedeutet, dass die sogenannten »sicheren« Grenzwerte überhaupt nicht sicher sind. Wir wollten die Studie ausweiten und die Daten von 115 000 Beschäftigten in Oak Ridge auswerten, und dann noch die von vielen Tausenden mehr, in den anderen AEC-Anlagen.
   Die Regierung weigerte sich, unser Forschungsprojekt weiter zu finanzieren. Ich sagte zu ihnen:
   »Wenn es Ihnen wirklich um die Wahrheit geht, dann lassen Sie uns das Projekt weiterführen, denn wir haben die Studie konzipiert und entwickelt, und wir kennen die Daten am besten.«

   Und sie sagten ...

   Sie lehnten ab. Sie hatten ihre Gründe, aber diese Gründe lagen nicht im öffentlichen Interesse. Das Interesse der Öffentlichkeit hätte verlangt, dass wir weitermachen, denn aufgrund unserer Kenntnisse der Daten waren wir besser als sonst jemand in der Lage, das ganze Ausmass der gesundheitlichen Folgen von Strahlung zu ermitteln.

   An einem gewissen Punkt haben Sie Dr. Alice Stewart aus England hinzugezogen. Ja. Sie hat in ihrer bahnbrechenden Oxford Child Study die Krebsfolgen bei Kindern von Müttern festgestellt, die während der Schwangerschaft geröntgt worden waren.
    Ich zog sie hinzu, weil ich meine Daten von einem unabhängigen Wissenschaftler prüfen lassen wollte. Ich fand, dass es von grösster Wichtigkeit war, meine Daten verifizieren zu lassen von einem Wissenschaftler, der von mir und meinen Leuten unabhängig war. Alice wurde dann meine wichtigste Beraterin, zusammen mit George Kneale, und ich halte das für die bedeutsamste Entscheidung, die ich während der Studie getroffen habe.

   Worin bestand der Beitrag von Dr. Stewart?

Sie hat auf dem Gebiet der Strahlen Epidemiologie eine Erfahrung wie sonst niemand auf der Welt. Was sie einbrachte, war eine mehr als zwanzigjährige Erfahrung in der Beobachtung von Strahlenfolgen bei Kindern.    Sie konnte ihr ärztliches und klinisches Grundwissen beitragen und ebenso ihre Erfahrung in der statistischen Auswertung von Strahlenbelastung bei Erwachsenen. Alice Stewart hat etwas, das schwer zu beschreiben ist -- sie ist so etwas wie ein Musiker, der ein besonders feines Gehör hat. Sie hat jene seltene Gabe medizinischer Intuition und Objektivität, die auf langjähriger Erfahrung beruht. Und sie hat unsere Daten sehr rigorosen Tests unterzogen.


   Ich erinnere mich, dass wir hier auf diesem Sofa sassen und uns über das Projekt unterhielten, und sie sagte, es sei ein äusserst schwieriges Unterfangen, eine Wirkung dingfest zu machen, weil zu dem Zeitpunkt nur ein sehr geringer Prozentsatz des untersuchten Personenkreises in Mitleidenschaft gezogen war. Der springende Punkt ist, dass es ihr gelang, die Folgen von Niedrigstrahlung festzustellen und nachzuweisen erst bei Kindern in ihren Oxford-Untersuchungen und dann auch in der HanfordStudie.


   Dass die Hanford-Analyse gemacht wurde und alles von der Hanford-Studie spricht, liegt daran, dass es die einzige Studie war, die wir auswerten konnten, ehe das Geld ausging und das Forschungsprojekt eingestellt wurde. Als wir die Hanford-Analyse abgeschlossen hatten, baten wir um die Daten von Oak Ridge, aber man wollte mir nicht einmal eine Kopie meiner eigenen Forschungsunterlagen geben -
obwohl ich der Projektleiter war, der die Studie konzipiert und entwickelt und die Daten gesammelt hatte.

   Natürlich macht mich das wütend, denn es geht hier nicht nur um ein moralisches Prinzip, sondern auch um ein wissenschaftliches. Vom wissenschaftlichen Standpunkt ist es empörend, wie ich finde.
    Sie wussten dass ich in der Hanford-Studie fündig geworden war, und sie hatten eindeutig Angst, dass ich, wenn ich weiter schürfte, in den AEC-Anlagen noch mehr signifikante Probleme entdecken würde.

   Ich meine, dass hier eine politische Analogie gegeben ist, die bisher noch nicht zur Sprache kam; und zwar im Hinblick darauf, dass unsere Regierung die Strahlenfolgen von Hiroshima und Nagasaki heruntergespielt hat. Alice Stewart hat in ihrer Studie unabhängig von mir herausgefunden, dass sie das Strahlenrisiko in Japan erheblich unterschätzt hatten.

   In den Vereinigten Staaten ist es im Grunde so, dass staatliche Stellen aus politischen und ökonomischen Gründen die wissenschaftlichen Tatsachen abstreiten oder ihre Veröffentlichung zu verhindern suchen, damit sie den Veteranen der Atomtests keine Entschädigung zahlen müssen. In diesem Zusammenhang haben Regierungsvertreter auch stets eine sehr irreführende Linie verfolgt, indem sie sagen, die Veteranen der Atomtests seien nur niedriger Strahlung ausgesetzt gewesen.

   Das ist in Wirklichkeit ein Täuschungsmanöver. Denn die insgesamt absorbierte Dosis würde ja auch den gefährlichen radioaktiven Niederschlag einschliessen, der eingeatmet wird und in den Verdauungstrakt gelangt, womit es zu einer internen Strahlenquelle wird, die für zusätzliche Belastung sorgt.

   Ich meine, Strahlung ist das wichtigste Thema auf der Welt und wird es auch ewig bleiben, wegen der Tausende von nuklearen Sprengköpfen und Bomben und der permanenten Bedrohung der Zivilisation und der ganzen Erde. Leider haben wir ohne erhebliche Geldmittel von unabhängigen Institutionen keine Möglichkeit, die Studie weiterzuführen und das ganze Ausmass der Folgen bekannt zu machen und unabhängige Finanzierung ist nirgends in Sicht. Nach meiner Erfahrung müsste Strahlenforschung unabhängig von staatlichem Einfluss sein. Ich habe die Pressionen zu spüren bekommen.

   Im Grunde will die Regierung nichts davon wissen und auch sonst soll niemand davon erfahren, dass wir recht haben; denn wenn wir recht haben, dann ist der ganze Nonsens von einem begrenzten Atomkrieg, der angeblich sehr wenig Auswirkungen hat, nicht nur dumm, sondern leider eine ganz reale Tragödie von riesigen Ausmassen. Meine Güte, die Folgen des radioaktiven Niederschlags wären doch absolut verheerend.
So sieht es also aus. Ich meine, wir haben recht.

 

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